Allgemein

Indianer nennt man die Menschen in Amerika, die dort schon vor der Ankunft von Christoph Kolumbus gelebt haben, sowie deren Nachkommen, also den Ureinwohnern Amerikas.

 

Es gibt über 500 Indianerstämme, die sich stark voneinander unterscheiden. Zum Beispiel die Cree ganz im Norden, die Cheyenne in der Mitte oder die Hopi im Süden von Nordamerika. Manche Stämme waren früher sesshafte Bauern, andere zum Beispiel Jäger. Ihre Lebensweisen sind also sehr unterschiedlich und sie sprechen verschiedenste Sprachen.

 

Es handelt sich nicht um ein Volk, sondern um viele Völker (Stämme), wie etwa den Europäern, die jeweils eigene Kulturen, Sprachen usw. haben, aber unter dem Sammelbegriff Europäer zusammengefasst werden.

 

Noch vor 400 Jahren, bevor die Europäer das Land besetzten, gehörte den Navajos, Apachen, Sioux, Shoshonen, Hopis, Algonquin und vielen anderen Völkern fast ganz Nordamerika. Die Ureinwohner, die ethnische und kulturelle Vielfalt kannten, empfingen die Fremden in der Regel freundlich. Die Europäer hingegen sahen in den indigenen Völkern nur Wilde, Barbaren und Heiden. Sie machten sich keine Mühe, deren Religion, Politik oder Gesellschaft zu verstehen.

 

Namensgebung - Sagt man noch Indianer?

Als Kolumbus im Jahr 1492 von Europa nach Amerika kam, glaubte er, in Indien angekommen zu sein. Darum nannte er die Menschen in Amerika Indianer. Heutzutage werden viele Begriffe aus früheren Zeiten (also vor allem der Kolonialzeit) kritisch gesehen und in Amerika werden Indianer bereits langläufig als "Native American" oder weiter nördlich als "First Nations" bezeichnet. Auch nutzt man eher die Beschreibung "Indigene Völker Nordamerikas".

Bezüglich der deutschen Bezeichnung bleiben wir hier aber bei dem derzeitigen Oberbegriff "Indianer", der auch in Fachkreisen nach wie vor als unproblematisch gesehen wird. Tatsächlich stören sich viele Native American nicht an den englischen Bezeichnungen "indian", "American indian" oder "Amerindian", wie sich im Rahmen einer neuen panindianischen Identitätsfindung herausstellte. Angehörige indigener Gruppen bezeichneten sich dort selbst als „(American) Indian“ und auch die Indigene, die in Europa berufstätig, künstlerisch oder anderweitig aktiv sind, nutzen ebenfalls häufig die Ergänzung "indianischer Künstler/Schauspieler/Darsteller" usw.. Dies ist schlicht offenkundiger und schneller verständlich.

 

Es gibt auch politische Organisationen indigener Bevölkerungsgruppen und soziale Bewegungen, die das Wort "indian" im Namen führen, etwa die "American Indian Movement", die sich für die Rechte Indigener einsetzt, ähnlich wie der "American Indian Youth Council" oder der "National Congress of American Indians". Aus diesen Gründen verwenden viele auch reflektierte Fachleute den Begriff Indianer weiter, so zum Beispiel die Historikerin Heike Bungert. Sie hat 2020 ein Buch geschrieben, das heißt: "Die Indianer: Geschichte der indigenen Nationen in den USA". Auch sie hält das Wort Indianer für unproblematisch.


Lebten alle Indianer in Tipis?

 

Nein, Indianer lebten (und leben) sehr unterschiedlich und sprechen verschiedenste Sprachen. Es handelt sich also nicht um ein Volk, sondern um viele Völker mit oft sehr unterschiedlichen Lebensgewohnheiten. Die in Europa vorherrschenden "Bilder" sind oftmals falsch oder greifen zu kurz.

 

So lebten nur die nomadischen Indianer in Tipis, bzw. andere Stämme nur während der Jagdzeit. Viele Indianer waren hingegen sesshaft und lebten in Langhäusern, Wigwam und anderen (mehr oder weniger) festen Behausungen.

An der Nordwestküste wohnten die Einheimischen in festen Häusern aus dicken Holzplanken. Im Südwesten bauten die Einheimischen Lehmhäuser, die übereinander standen - die Pueblos. Im Nordosten wohnten sie in kuppelförmigen Wigwams oder wie die Irokesen in Langhäusern aus dicken Holzbohlen. In einer solchen Holzhütte konnten bis zu zwanzig Familien leben. In der Prärie hatten die Einheimischen allerdings keine festen Behausungen. Sie folgten den Büffel-Herden und benötigten simit eine Behausung, die sie leicht auf- und abbauen konnten. Das waren die sogenannten Tipis, kegelförmigen Zelte, die mit Büffel-Leder bespannt wurden. Teilweise wurden diese auch bemalt und in der Regel lebte eine Familie in einem Tipi.

Als der weisse Mann kam

Mit der Ankunft der Europäer und deren späterer Kolonisierung Amerikas  kamen auch Krankheiten ins Land, auf die die indigene Bevölkerung nicht vorbereitet war.  In den ersten Jahrhunderten starben viele Tausende an Epidemien wie etwa den Pocken, da ihr Immunsystem diese Erreger zuvor nicht kannte und dementsprechend keine Abwehr hatte.

 

Hinzu kamen zudem zunehmend aggressive Missionierungsversuche der christlichen Kirchen und eine Flut von Siedlern, die immer mehr Land in Besitz nahmen, ohne dabei die Belange der Indianer zu berücksichtigen. Diese kannte oftmals gar nicht so etwas wie eigener Besitz, sondern lebten vielmehr im Einklang mit der Natur. Die Indianer kannten so etwas wie Grundbesitz nicht. In ihren Augen war das Land für alle da und die Vorstellung, Land zu erwerben war ihnen fremd. Grund und Boden gehörten allen, genauso wie die Fischgründe und die Wasserstellen. Dies widersprach natürlich den Ansichten der eindringenden Europäer, die das Land plötzlich als ihren Grundbesitz bezeichneten und von der "Regierung" in diesen Interessen unterstützt wurde.

Persönliches Eigentum kannten die Indianer allerdings schon: Kleidung, Schmuck, Handwerkszeug oder auch Waffen zählten dazu.

 

Schließlich begannen die indigenen Völker zu rebellieren, aber nur selten konnten sie sich gegen die übermächtige Schlagkraft der Waffen der Europäer duchsetzen. Zudem waren die Europäer den Indianern zahlenmäßig auch noch weit überlegen.

 

In sogenannten Friedensverträgen verloren sie viele ihrer angestammten Territorien und wurden in Reservate umgesiedelt, die meist ungünstiger für die Indianer und deren ursprünglichen Lebensgewohnheiten war.

 

Unfassbares Leid

 

Der Kongress der jungen Vereinigten Staaten von Amerika verabschiedetete 1830 das so genannte "Indianer-Entfernungs-Gesetz" ("Indian Removal Act"). Allein der Name lässt einen schaudern. Mit diesem Gesetz wollten sie dem Ansturm neuer Siedler "gerecht" werden, aber es bedeutete schlichtweg die Indianer müssen weg und die Interessen der Siedler stehen im Vordergrund!

 

Mit militärischer Gewalt wurden Hunderttausende der Indigenen aus ihrer angestammten Heimat vertrieben und in für sie vorgesehene Reservate geschickt. Dabei starben Tausende während der langen Märsche oder bei  Aufständen. Nur wenige Völker, wie die Sioux, konnten sich kurzfristig in ihrer Heimat behaupten.

 

In den Reservaten sorgte eine "Indianer-Behörde" für die Umerziehung der Ureinwohner. In Internaten wurden den indigenen Kindern europäische Wertvorstellungen anerzogen, wohingegen die eigene Kultur nicht auf dem Lehrplan stand. Es wurde für viele Indianer zunehmend schwieriger ihre traditionelle Lebensweise zu leben.

 

1869 wurde die transkontinentale Eisenbahn vollendet  und es kam auch im Westen zu einer massiven Zunahme von Siedlern. Millionen von Büffeln wurde in kürzester Zeit abgeschlachtet und schnell fehlte den Prärie-Völkern die Lebensgrundlage. Diese Vorgehensweise war von den Siedlern durchaus bewusst gewählt. Bereits wenige Jahre später waren die Büffel Nordamerikas nahezu ausgerottet.

 

Natürlich wehrten sich die Indianer. Immer wieder verließen junge Krieger die Reservate und kämpften gegen die Eindringlinge und gegen die Zerstörung ihrer Heimat. Die "neue Nation" antwortete mit blutigen Massakern an ganzen Völkern der Indigenen.

Klischees & Vorurteile

Trotz großer kultureller Unterschiede zwischen den verschiedenen Volksgruppen herrscht der Glaube vor, dass alle Indianer gleich sind. Die Indianer hatten natürlich ihre eigenen und vielfältigen Kulturen sowie soziale und politische Ordnungen vor der Ankunft der Europäer. Die Europäer betrachteten aber nur ihre eigene Lebensweise als“gesittet“ und so wurden die Kulturen der Indianer als unzivilisiert und unterentwicklet angesehen .

 

Noch heute prägen Klischees nicht nur unsere Vorstellung von Indianern, sondern auch von ihrer Kultur. Sie leben nur in Tipis, reiten alle auf Pferden, tragen Federschmuck und vieles mehr.  Wir wir weiter oben teilweise bereits lesen konnten ist die viel zu kurz gefasst und oftmals einfach falsch.

 

Eins der schäbigsten Vorurteile gegenüber den Indianern ist wohl, dass sie blutrünstige Menschenschlächter waren. Dies ist in leider viel zu vielen Filmen & anderen Publikationen zu finden. Letztendlich waren die Indianer den Europäern in den ersten Jahren oftmals offen und friedlich begegnet und erst nach dem gewaltsamen Verlust ihrer angestammten Gebiete, schlimmen Gemetzel an ihren Stämmen und Verlust der Lebensgrundlage kam es (nachvollziehbar) zu Verteidigungskämpfen.

 

Was wir aus der Kultur der Indianer kennen ohne es zu wissen

Bis zu 60 Prozent unserer täglichen Nahrungsmittel (Kartoffeln, Mais usw.) stammen ursprünglich aus Amerika. Die ersten Siedler hätten ohne die Hilfe der Indianer vermutlich nicht lange überlebt. Ihnen wurden die notwendigen Lebensmittel gezeigt und sie wurden mit Heilpflanzen und Heilmethoden vetraut gemacht.

Viele amerikansiche Ortsnamen, Staaten, Sehenswürdigkeiten tragen indianische Namen. Eine interessante Auflistung ist hier zu finden:
Externer Link
 

Quellennachweise:
https://de.wiktionary.org

https://de.wikipedia.org

https://www.kindernetz.de

https://www.kinderzeitmaschine.de

https://kinder.wdr.de

Literatur:

WAS IST WAS - Band 42 - Indianer